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Moskaureise 2007

International Festival of the Orchestral Art


Einladung
Anlässlich der 860-Jahrfeier Moskaus fand vom April bis zum September 2007 das Moscow International Festival of the Orchestral Art “MUSICAL YOUTH OF THE PLANET” statt.
Teil dieses Festivals war das Festival der Blasorchestern, zu dem das IndeMusik Jugendorchester aus Kornelimünster als einziges deutschen Orchester vom Organisationskomitee eingeladen wurde.


Programm
29. August - Anreise
30. August - Konzert
31. August - Konzert - nicht länger als 30 Minuten
1. September - Aufführung des vereinigten Orchesters
2. September - Aufführung des vereinigten Orchesters
3. September - Rückreise

Martin Schmidt (vorne 2.v.rechts) schrieb über die Reise

Tag 1. Jetzt geht’s los
Mittwoch der 28. August 2007, Inda-Gymnasium, 5 Uhr 45. Eine Gruppe von ungefähr 40 Musiker steht noch schläfrig und leicht frierend nebst Begleitpersonen und Eltern neben dem Bus,  mit dem die große Reise beginnen sollte.

Endlich treffen auch die letzten Nachzügler ein, das Gepäck wird eingeladen, wobei natürlich besondere Vorsicht auf die vielen wertvollen Instrumente gelegt wird. Wenig später rollt der Bus den Berg hinunter und 37 zumeist jugendliche Musikerinnen und Musiker, der Dirigent Vladimir Bayer und Frau von den Driesch-Tesch begeben sich auf die erste Etappe der Reise.
Was hat “IndeMusik” mit Moskau zu tun
Irgendwann im Februar war es, als unser Dirigent Wladimir Bayer uns in der Pause noch zurückhielt und lapidar verkündete: “Wir haben die Möglichkeit, nach Moskau zu reisen, zu dem 860. Geburtstag Moskaus und einem Jugendmusikfestival.”
Woher kommt so ein Angebot? Wie kommen die Organisatoren der Weltstadt Moskau ausgerechnet auf ein kleines, überregional eher unbekanntes Jugendorchester  nahe der Eifel?
Wer die Geschichte unseres Orchesters kennt, kann sich die Antwort schon fast geben. Vladimir Bayer stammt aus Russland und wie der Zufall spielt, ist er mit dem Organisator des Festivals  befreundet. Wie später zu erfahren war, hat der Organisator ihn jedes Jahr eingeladen - jedes Mal lehnte Herr Bayer ab mit der Begründung, das Orchester habe noch nicht den erforderlichen Stand erreicht. Nun endlich  fühlte er sich der Aufgabe gewachsen.
Vor der Reise die Mühen der Organisation
Frau von den Driesch-Tesch vollbrachte in dem folgenden halben Jahr eine wahre Organisationsmeisterleistung und machte den Weg frei für den Moskaubesuch.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen ...
Zurück zum 28. August. Ziemlich exakt nach einer Stunde und dreißig Minuten Fahrzeit traf der Bus am Düsseldorfer Flughafen ein. Der Gruppen Check - In lief problemlos ab und einer nach dem  anderen verschwand durch die Zollschranke. Nach obligatorischen und sehr wichtigen Einkäufen wurden schließlich die weiteren Kontrollen passiert - und wir mussten erfahren, dass sich die Reise schon herumgesprochen  hatte. Zumindest an der Passstelle, wo einer nach dem anderen nach seinem Instrument gefragt wurde. Endlich waren wir am Gate angekommen und konnten zumindest schon einmal einen Blick auf das Lufthansa-Flugzeug  werfen, das uns bald in den Osten entführen würde. Die Wartezeit vertrieb man sich mit Hair-Styling, wie es neudeutsch heißt, oder mit einigen Kickerparten auf dem sehr gut funktionierenden Kicker, der lediglich  einige nicht nennenswerte Schwächen enthielt, wie, dass die Figuren der Verteidigung sich auf der Stange verschoben... (ein Tor, der die Ironie nicht erkennt...)
Ausgangssperre?
Kurz nach zehn verließen wir den Boden und landeten gute drei Stunden später um 15:20 Uhr Ortszeit in Moskau, wo gleich das erste Hindernis wartete - das Ausfüllen der Zollformulare. Im Flugzeug waren  nicht genügend vorhanden und so musste das am Flughafen nachgeholt werden, bei einigen auch zwei- oder dreimal. Diese verflixte kyrillische Schrift trieb einen doch fast in den Wahnsinn.
Bald hatten wir das hinter uns, holten unser Gepäck und saßen kurz darauf in dem Bus, der uns zu unserem Hotel bringen sollte. An dieser Stelle noch ein nachträgliches Lob an die Moskauer Organisatoren: Bus und Hotel standen während der gesamten Zeit kostenlos zur Verfügung. Vor allem die Buszeit streckte sich enorm in Moskau. Zwei Stunden dauerte es, bis wir endlich aus dem Dauerstau heraus waren  und bei unserem Hotel, Akademia Truda, ankamen, in dem schon Katharina Bayer wartete, die aus Berlin losgeflogen war. Nach den üblichen Wirren bei dem Verteilen der Zimmer und einem kurzen Abendessen wurden wir erst  einmal geschockt: Eindrückliche Warnung, das Hotel nicht zu verlassen, vor allem nicht nach Einbruch der Dunkelheit.
Der Tag wurde abgeschlossen mit Skat- und Doppelkopfspielen und einigen Zimmerpartys.

Tag 2. Stadtrundfahrt
Der zweite Tag war einer Stadtbesichtigung gewidmet. Morgens um elf wurden wir von unserem Bus abgeholt und steuerten als ersten Ziel den berühmten Roten Platz an. Auf der trotz teilweise  zwölfspurigen Straßen 1,5 Stunden dauernden Fahrt erfuhren wir von unserer deutschsprechenden Führerin einige interessante und teilweise auch sehr erstaunliche Daten über die 11-Millionen-Metropole. Unter anderem,  dass für die bevorstehenden Feiern Regenwolken weit entfernt der Stadt ‘abgeschossen’ werden, sodass sie sich außerhalb der Stadt abregnen.
Der Rote Platz
Der Rote Platz wurde ausgiebig fotografiert, wofür freundlicherweise auch einige Soldaten Model standen. Nach einer Stunde verließen wir ihn wieder und fuhren zur Christus-Erlöser Kathedrale, in der fotografieren sehr zum Leidwesen einiger Mitglieder nicht erlaubt war. Langsam machten sich zwei Probleme bemerkbar: Geld- und Essensmangel. Dem ersten wurde mit einem Bankbesuch abgeholfen. Dann fuhren wir zu einer Musikschule für begabte Kinder, deponierten dort die Instrumente und erreichten wenig später endlich ein Restaurant - in dem wir uns erst einmal alle auf Waffen untersuchen lassen mussten, bevor wir hineingehen  konnte. Eine scheinbar übliche Praxis in Moskau. Das Essen war einfach, nämlich entweder Fisch oder Fleisch mit Reis beziehungsweise Pommes. Dazu Salat, Saft, eine Süßigkeit, Kaffee oder Tee. Der große Vorteil: Es war sehr billig.
Russische Spezialitäten
Nach einer Probe in der Musikschule fuhren wir zurück und bestellten schon einmal das Essen in dem gleichen Restaurant für Freitag. Übersetzerin spielte Katharina Bayer, die sich tapfer durch die  verschiedenen Ausdrücke wie “Schweine-Körperteile” hindurchkämpfte. Abends kauften wir im Supermarkt ein und wurden gleich mit der russischen Qualitätskultur konfrontiert: Wenn das  Mindesthaltbarkeitsdatum nur um eine Woche überschritten war, hatte man Glück. Üblicher waren jedoch 4 Wochen bis zu einem halben Jahr. Trotzdem ließen wir uns nicht beirren und kamen vollgepackt zum Hotel zurück.

Tag 3. Morgenstund ...
Früh aufstehen war angesagt. Schon um halb zehn holte uns der Bus ab und wir fuhren zur Musikschule. Diesmal machten uns nicht nur die wie üblich vollen Straßen zu schaffen, sondern auch ein falsches  Abbiegen des Busfahrers, das uns die wie geplant lange Probe etwas vermasselte. Dennoch kamen wir um halb zwölf an und probten bis eins. Nach Aussage von Herr Bayer klang es “akzeptabel” - in der letzten  Probe vor den Auftritten.
Shopping
Danach fuhren wir mit der Metro zu der berühmtesten Einkaufsstraße Moskaus, was erstaunlich diszipliniert ablief. Niemand ging verloren. Das Pfeifen von Alfred hielt uns immer auf Kurs.
Bei strömenden Regen verteilten wir uns in Gruppen in der Straße und waren für eine Stunde vom Gruppenband losgeeist. Danach ging es jedoch sofort wieder zu dem schon bekannten Restaurant, in dem wir  unsere am Vortag bestellten Speisen genossen - mehr oder weniger.
Fernsehinterview
Um fünf Uhr brachen wir erneut auf und fuhren zum städtischen Zirkus, vor dem wir noch einen einstündigen Aufenthalt hatten. Hier fing uns das Fernsehen ab und interviewte Herr Bayer und, mit ihm als  Übersetzer, zwei weitere Mitglieder.
Um sieben Uhr fand die mit Spannung erwartete Aufführung statt. Mehr als zwei Stunden lang konnten wir dem Spektakel beiwohnen. Dann ging es wieder zurück zum Hotel und der  Abend wurde erneut mit einem Supermarktbesuch beendet.

Tag 4. Unser erstes Konzert
Das für halb neun geplante Frühstück musste auf neun verschoben werden , weil die Küche verpennt hat. Der darauf folgende Druck von Herr Bayer machte uns jedoch alle rechtzeitig abmarschbereit, so  dass wir pünktlich um 12 Uhr bei der Musikschule waren und sogar davor noch etwas proben konnten. Anlässlich des ersten Schultages in Russland - der immer auf den 1.September fällt - gaben wir ein kleines Konzert  mit den Stücken Tanz der Vampire, Song and Samba, Fluch der Karibik, Spanischer Tanz und Fiesta della Costa. Die Reaktion des jungen Publikums auf die überwiegend unbekannten Rhythmen und Klänge fiel stürmisch aus,  Herr Bayer wurde mit Blumen und wir mit Reden überhäuft. Zumindest das erste von geplanten drei Konzerten war sehr erfolgreich verlaufen.
Wir ... und angehende Profis
Wir spielten dort auf einer Freilichtbühne, weswegen wir sehr froh ob des kalten, aber sonnigen Wetters waren. Erneut zelebrierten wir unsere Prunkstücke: Fluch der Karibik, Song and Samba und  Spanischer Tanz. Anschließend ließen wir uns noch von zwei sehr guten Moskauer Studienorchester vorführen, wie man richtig spielt... eine leicht ernüchternde Erfahrung, aber immerhin waren die auf dem Weg zum Profiorchester.
860 Jahre Moskau
Danach besuchten wir das Stadtfest, das, wie eingangs erwähnt, zu den Feiern zum 860. Geburtstag von Moskau stattfand. Wieder musste hierfür eine Waffenkontrolle überwunden werden, dann waren wir  mitten im Getümmel. Nach einer guten Stunde verließen wir das Fest wieder und trafen uns am Bus - wo wir erst einmal auf eine verloren gegangene Gruppe warten mussten, die jedoch schließlich, mit 20 Minuten  Verspätung und zu allgemeiner Erleichterung eintraf. Nach einer erstaunlich schnellen Rückfahrt - aller Verkehr ging in die Stadt - waren wir wieder im Hotel.

Tag 5. Heute konnten wir wieder einmal ausschlafen
Um 10 Uhr gab es Frühstück und danach fuhren wir erst einmal zu einem kleineren Park vor der eigentlichen Stadt Moskau, in dem sich kurze Zeit davor  scheinbar noch Wladimir Putin aufgehalten hatte. Der Besuch eines Honigmarktes rundete das Erlebnis ab, bevor wir erneut in den Bus stiegen. Um drei Uhr schließlich rollte der Bus in den Gorki-Park ein, wir luden  die Instrumente aus und bereiteten sie hinter der Bühne vor.
“Lassen Sie die Deutschen spielen”
Der Spielort war eine riesige Freilichtbühne im Gorki-Park. Wir spielten erneut Fluch der Karibik, Song and Samba und Spanischer Tanz, bei dem mitten im Stück fast das Schlagzeug auseinander fiel. Als  der Ansager schließlich verkündete, dass wir leider schon gehen müssten, gefiel das dem Publikum offensichtlich nicht besonders. Ein begeisterter Applaus der Zuschauer folgte, gefolgt von dem Ruf “Lassen Sie  die Deutschen spielen”.
Halb nützte es etwas - den Moskau-Marsch spielten wir danach noch gemeinsam mit einem Moskauer Orchester. Danach jedoch wurden die Instrumente weggepackt und wir begaben uns auf verschiedene einzelne  Besichtigungstouren durch den Gorki-Park und seine Umgebung. Die Fahrt auf der Moskwa war auf jeden Fall hochinteressant und zugig.
Moskau bei Nacht
Danach überraschte uns der Busfahrer mit dem Vorschlag, eine Reise durch das nächtliche Moskau zu unternehmen. Wir stimmten natürlich zu und kamen in den nächsten 90 Minuten zu einer sehr  interessanten Tour, mit Kommentaren von Katharina Bayer, die diejenigen des Busfahrers übersetzte.

Tag 6. Der Tag der Rückfahrt
Sehr früh schon verließen wir unser Hotel, um ja nicht im Verkehrsgewühl unser Flugzeug zu verpassen. Die Sorgen waren unbegründet, rechtzeitig erreichten wir den Flughafen und passierten die  Kontrollen - was allerdings mehr als eine Stunde dauerte, das System war mehr als kompliziert. Aber alle erreichten schließlich und pünktlich das Flugzeug. Nach drei Stunden waren wir wieder in Deutschland und  erreichten nach einer gut einstündigen Busfahrt das Inda-Gymnasium.


Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts Leben.